Eine Geschichte aus dem Erzgebirge

Zum Ausklang des Winters ein verschneiter Gruß aus dem Erzgebirge über einen großen Sohn der Region.

Anton Günther kam als Sohn des Weißwarenstickers und Zeichners Johann Günther, der 1873 nach einem verheerenden Stadtbrand vom nahen Joachimsthal in sein Vaterhaus zurückgezogen war und seinen Bergmannberuf aufgegeben hatte, am 5. Juni 1876 in Gottesgab zur Welt, wo er auch seine Kindheit verbrachte.

Da sein Vater durch Musizieren zu seinem kargen Gehalt dazuverdiente, wurde auch der Sohn schon früh an Gesang und Liedgut seiner Heimat herangeführt. Seine Schulbildung erhielt er in der Bürgerschule in St. Joachimsthal. Anton Günther war eines von sieben Kindern.

Ursprünglich wollte er Förster werden, aber sein Zeichentalent und die Sorge um die Familie führten ihn zur Lehre bei dem Lithografen Ed. Schmidt im sächsischen Buchholz. Nach nur drei Jahren wurde er freigesprochen. Weiter zog es ihn ab 1895 nach Prag an die KuK Hoflithographie-Anstalt A. Haase. Mit anderen Gottesgabern und böhmischen Erzgebirglern, traf er sich regelmäßig zum "Guttsgewer Obnd" (Gottesgaber Abend). Für eines dieser Treffen, bei dem auch zur Gitarre Lieder aus der Heimat gesungen wurden, verfasste Anton Günther 1895 eines seiner bekanntesten Lieder, "Drham is’ drham". Die große Resonanz darauf, führte zu einer neuen Idee. Statt den Text zum Weitergeben immer wieder abzuschreiben, zeichnete er ihn 1895 auf Lithographie-Stein und ließ ihn als Postkarte drucken.

Nach dem Tod seines Vaters 1901 kehrte Günther in sein Elternhaus in Gottesgab zurück und musste sich um Mutter und vor allem die Geschwister kümmern. Die geerbte kleine Landwirtschaft reichte nicht zum Leben, darum ergänzte Anton Günther seine Einkünfte, wie schon sein Vater, mit Auftritten als Sänger und Musiker, außerdem verkaufte er seine Liedpostkarten im Selbstverlag.

Am 9. Juli 1908 heiratete Anton Günther in Gottesgab Marie Zettl (1886–1958), die Tochter des beim Keilberghausbau federführenden Zimmermanns. Der Ehe entstammen drei in Gottesgab geborene Kinder.

Das Erzgebirge wurde damals zunehmend beliebt als Urlaubs- und Kurregion. Gaststätten und Vereine luden Günther zu Unterhaltungsabenden vor allem ins sächsische Erzgebirge ein. Der Erfolg war groß. Einen nicht unwesentlichen Teil der Einnahmen brachte Günther 1911 in eine Stiftung ein, die Kranke, Alte und Arme in seinem Heimatort unterstützte. Sie hieß Tolerhans-Tonl-Stiftung.

Anton Günther 1914 als KuK Landsturmmannn
Den Ersten Weltkrieg erlebte Anton Günther als österreichischer Soldat an der serbischen Front von Anfang an. Durch eine Verletzung verbrachte er einige Zeit in einem Lazarett in Komotau. Anschließend wurde er zum Kriegshilfsdienst abkommandiert. Im Herbst des Jahres 1918 kehrte der Sänger nach Gottesgab zurück. Einer seiner Brüder, Julius, überlebte den Krieg nicht, und Anton Günther unterstützte nun auch die Familie seines Bruders.

Die Entstehung der Tschechoslowakei brachte mit sich, dass die Verhältnisse der nationalen Minderheiten für diese nachteilig geregelt wurden. Dies verletzte den heimatverbundenen Künstler sehr und wurde auch Gegenstand seiner Lieder. Bereits 1908 hatte er auf die sich schon damals abzeichnenden nationalen Spannungen mit dem Liedtext "Deitsch on frei wolln mer sei!" geantwortet.

Auch nach dem Krieg blieb der Sänger Anton Günther beliebt. Es gab Engagements in Berlin, Wien und Dresden. Sehr erfolgreich waren Schellack-Schallplatten, auf denen er sich selbst auf der Gitarre begleitete.

Boží Dar heute.
Eine besondere Würdigung seines Schaffens erfuhr er am 5. Juni 1936 zu seinem 60. Geburtstag. Höhepunkt war die Einweihung des noch heute erhaltenen Gedenksteins auf dem Marktplatz von Gottesgab. In der Nazizeit ließ der Volkssänger sich von den Nationalsozialisten trotz deren Werbens nicht vereinnahmen.

Am 29. April 1937 nahm sich Anton Günther das Leben.

Gottesgab heißt heute Boží Dar, was dasselbe bedeutet.