Eine westfälische Legende

Die jagdkynologischen Informationen über Friedrich von Schorlemer-Alst im Internet sind spärlich und widersprüchlich. Wir bedanken uns daher ganz herzlich bei Reinhard Freiherr von Schorlemer. Baron Schorlemer hat mit seinen Informationen wesentlich zur Entstehung dieses Artikels beigetragen und auch dieses Bild zur Verfügung gestellt.
Friedrich Antonius Aloysius Mamertus Hubertus Maria Freiherr von Schorlemer-Alst (1854 - 1934) gilt als "Vater" des Deutsch Langhaarigen Vorstehhundes. Alljährlich veranstaltet der Deutsch-Langhaar-Verband die nach ihm benannte Schorlemer-Herbstzuchtprüfung.

Noch heute erinnert man sich in der Familie an ihn als begeisterten Jäger und Hundemann und so war er auch neben seinen anderen Interessen und Ämtern Vorstandsmitglied des Deutschen Jagdschutzvereins.

Friedrich von Schorlemer-Alst entstammte dem westfälischen Uradelsgeschlecht Schorlemer. Seine Eltern waren Burghard von Schorlemer-Alst und Anna Freiin von Imbsen, verwitwete Gräfin Droste zu Vischering, und hier beginnt ein spannender Ausflug in die Geschichte Westfalens.

Burghard Freiherr von Schorlemer-Alst (1825 - 1895) war der Gründer des "Westfälischen Bauernvereins", Initiator der ländlichen Genossenschaftsbewegung in Westfalen und damit einer der Wegbereiter bäuerlicher Interessen über Westfalen hinaus. Bei aller politischen Neutralität des Bauernvereins, war Schorlemer-Alst eine politische Kämpfernatur. Als Vorsitzender der Zentrumspartei im Preußischen Landtag und Reichstagsabgeordneter, war er während des preußischen Kulturkampfs ein exponierter Gegner Bismarcks.

Landrat von Schorlemer zu Pferde.
Friedrichs Onkel Wilhelm (1821 - 1884) war preußischer Offizier, Landrat und Politiker der Zentrumspartei. Im Zuge des preußischen Kulturkampfs beantragte er 1875 die Entlassung aus dem Staatsdienst.

Der Spannungen zwischen der katholischen Familie Schorlemer (und anderer adliger katholischer Familien Westfalens) und der preußischen Obrigkeit ist ein prägender Teil der Geschichte des Landes, das nach dem Wiener Kongress 1815 preußische Provinz wurde.

Nach dem Abitur am 24. März 1874 am Gymnasium Rheine studierte Friedrich von Schorlemer zunächst an der Akademie Münster Philosophie und an den Universitäten Würzburg und Göttingen Jura. Im Juli 1878 legte er die Prüfung zum Gerichtsreferendar beim Appellationsgericht in Köln ab und erhielt eine Anstellung am Kreisgericht Burgsteinfurt.

Am 8. April 1880 heiratete er in Münster Wilhelmine von Hartmann. Die Ehe blieb kinderlos.
Bevor er 1896 zum Landrat von Ahaus ernannt wurde, war er in der Verwaltung mehrerer großer Güter tätig. Seine landwirtschaftlichen Interessen verband er mit Auslandsreisen, z.B. nach Spanien, Italien, England, Frankreich, Österreich, Ungarn und Russland. Bei Erreichen der Altersgrenze wurde er 1920 aus dem Staatsdienst entlassen.
 
Haus Alst bei Horstmar, das von 1852 bis 1935 im Besitz der Familie Schorlemer war.
Eine weitere wichtige politische Funktion war seine Mitgliedschaft im westfälischen Provinziallandtag. Provinziallandtage wurden in Preußen 1875 gebildet. Sie waren mit eigenen Finanzen und eigenem Aufgabenkreis (Staatschausseen, Sozialfürsorge, Melioration, Förderung von Wissenschaft und Kunst, Wohnungs- und Siedlungswesen) Körperschaften des Öffentlichen Rechts. Auch trug die Tatsache, dass sie öffentlich tagten, zu ihrem Ansehen und ihrer Wirkung bei.

Zu Friedrichs Funktionen und Ehrungen gehörten die Mitgliedschaft im landwirtschaftlichen Verein der Provinz Westfalen, die Vorstandsmitgliedschaft im westfälischen Bauernverein und der im Deutschen Jagdschutzverein. Er war Vorsitzender des Pferdezuchtvereins für das nördliche Münsterland, Direktor des landwirtschaftlichen Kreisvereins Ahaus, Aufsichtsratsmitglied des Elektrizitätswerks Westfalen, Aufsichtsratsmitglied der Westfälischen Landeseisenbahngesellschaft, Träger des Roter Adlerordens IV. Klasse und des Kronenordens III. Klasse, des Eisernen Kreuzes II. Klasse am weiß-schwarzen Band, Geheimer Regierungsrat, preußischer Kammerherr; Mitglied des Malteser-Ordens und päpstlich Geheimer Kämmerer.

"Chien Couchant A Poil Raz."  Lithographie nach J. Volmar, ca 1860.
In Jägerkreisen ist er als die wahrscheinlich einflussreichste Persönlichkeit bei der Entstehung des Deutsch Langhaars, wie wir ihn heute kennen, bekannt. Dessen Vorfahren, die dem heutigen Typ schon recht ähnlich sehen, kann man schon auf alten Jagdgemälden und Gobelins aus dem späten Mittelalter bewundern. Diese Hunde wurden überwiegend als Vogelhunde für die Beizjagd, aber auch für das "Tirassieren", dem Fang von Niederwild in Netzen, eingesetzt. Eine Vielfalt von Schlägen war an ihrer Entstehung beteiligt. Mit der Entwicklung leichterer Schusswaffen, die das Erlegen von Flugwild erlaubten, fand eine verstärkte Selektion der Hunde auf ihre Vorsteheigenschaften statt. Die Franzosen entwickelten den "chien couchant", den "liegenden Hund", Épagneuls genannt. Aus ihm entwickelten die Engländer den Setter. Beide Rassen sind an der Entstehung des Deutsch Langhaar beteiligt.

Ende des 19. Jahrhunderts erkannte man, dass ein einheitlicher Rassestandard Not tat, und so trafen sich 1879 in Hannover während einer Ausstellung, die vom Vereins zur Veredelung der Hunderassen veranstaltet wurde, einflussreiche Kynologen, um einen solchen Standard festzulegen.

1893, nur einige Jahre nach Beginn der Reinzucht der Rasse Deutsch Langhaar, gründete Friedrich von Schorlemer-Alst den Club Langhaar, dessen Aktivitäten sich allerdings im Wesentlichen auf Westfalen und das Rheinland beschränkten. 1897 wurde als Reaktion darauf der überregionale Verein Deutsch-Langhaar gegründet. Dank des Einsatzes des passionierten Langhaar- und Jagdgebrauchshundemannes Schorlemer und seiner Mitstreiter, nahmen Zucht und Verbreitung der Rasse, von Westfalen ausgehend, stetigen Aufschwung. Mit entscheidend dabei dürfte auch die von Schorlemer initiierte Einführung von Gebrauchsprüfungen gewesen sein. Immer hat er die Bedeutung der Leistung betont, die nicht zugunsten des Typs vernachlässigt werden dürfe. Bereits vor dem Jahr 1933 schon gab es beim Club Langhaar 100 geschützte DL-Zwinger. Der Deutsch-Langhaar-Verband wurde als Dachverband erst im Jahre 1926 gegründet.

Der Deutsch Langhaar gilt als der klassische Försterhund.