Die Entstehungsgeschichte dieser Rasse wurde in diesem Blog bereits hier thematisiert, daher nur: der Begründer der Rasse, Pfarrer John "Jack" Russell, war genauso verrückt wie die Hunde, die bis heute seinen Namen tragen. (Ich habe selbst zwei davon, aber bitte keine dummen Bemerkungen - zumindest, was "Wahnsinn" anbelangt.)
"Weiße Terrier" waren und sind beliebte Objekte für Maler. Vielleicht, weil Farbe und Zeichnung attraktiv sind, vielleicht auch, weil ihr meist kurzes Fell ihren Gesichtsausdruck besser offenbart, als bei langhaarigen Rassen. Man kann diesen Blick in vier Kategorien aufteilen: wachsam-kritisch no-nonsense, "braver Hund", wenn sie etwas wollen, irre, wenn sie etwas Jagdbares sehen und einfach müde. Selbstverständlich ist die "Braver-Hund"-Miene ihrem außergewöhnlich stark entwickelten schauspielerischen Talent zu verdanken.
Besonderen Spaß machen mir immer die Bilder, die Terrier bei der Arbeit zeigen.
Manche Bilder, vor allem die aus der Viktorianischen Stilepoche, sind etwas süßlich, bei manchen sagt man: "Ja, so sieht ein Terrier aus", aber mehr auch nicht. Und manche bekommen es halt genau hin und erfassen die Seele des Hundes.
Dies ist eine Zusammenstellung von Bildern und kleinen kunsthandwerklichen Gegenständen, die mir gefallen. Die Reihenfolge spielt keine Rolle.
Notabene: in alten Darstellungen findet man auch Terrier, die eindeutig dem Typ des Russell Terriers entsprechen, als Foxterrier bezeichnet oder solche, die lange vor der Zeit des alten Pfarrers im Bild festgehalten wurden. Die Bezeichnung "Jack (oder Parson) Russell Terrier**" ist neueren Datums. Der Foxl unterscheidet sich heute auf den ersten Blick durch das Fehlen des "Stops", des Übergangs von Nasenwurzel zu Schädel, etwa in Höhe der Augen. Beim Russell Terrier ist er steil ausgeprägt, beim Foxl praktisch nicht vorhanden. Wann genau die "offizielle" Trennung zwischen den beiden Rassen stattfand, weiß ich nicht.
Bei diesem Bild von Arthur Wardle (1860–1949), "No One Home", dürfte es sich, zumindest bei dem Hund rechts, tatsächlich, man beachte den fehlenden "Stop", um Foxterrier handeln. |
Hunde des Russell-Typs in einer zeitgenössischen Darstellung: John Emms (1844 bis 1912), "Acht Drahthaar-Foxterrier [sic!] im Zwinger" |
Sir Edwin Landseer (1802 - 1873), "Jocko with a Hedgehog". |
Meine verrückte Kleine als Beispiel, wie sich der Typ seit mehr als 100 Jahren erhalten hat. |
Arthur Wardle (1860–1949), der Titel des Gemäldes ist mir unbekannt. Zwei Russell Terrier ("Stop"!), einer glatt-, einer rauhhaarig, bei der Arbeit. |
John Fitz Marshall (1859 - 1932), "Gamekeeper's Companion". |
Alfred Wheeler (1852 - 1932), "Two Fox Terriers" [sic!]. Man beachte den kritisch-wachsamen Blick, der diesen Hunden zu eigen ist. |
Arthur Wardle (1860–1949), "Smooth Haired Fox Terriers [sic!] at a Rabbit Hole". |
George Armfield (1810–1893), "Terriers Ratting". |
H.T. Dicksee (1862-1942), "Closed Door". |
John Emms (1844 bis 1912), "Smooth Haired Fox Terrier Richmond Jack". Eindeutig ein Russell ("Stop"!) Diese Bemuskelung! |
John Emms (1844 bis 1912), "Dogs Watching Bathers". Landseer und Russell Terrier. |
Philip Eustace Stretton (1865 - 1919), "Left in Charge". Er nimmt seine Aufgabe sehr ernst. ("Der Blick"!) |
Philip Eustace Stretton (1865 - 1919), "By the Hearth". |
Philip Eustace Stretton (1865 - 1919), "In the Lap of Luxury". |
George Stubbs (1724 – 1806), "Bay Horse and White Dog". Hier haben wir also einen weißen Terrier lange vor der Zeit des Pfarres John Russell. |
William Elsob Marshall (1859 - 1881), "Terrier in a Landscape". |
Arthur Wardle (1860–1949), "Terriers at a Riverbank". An solchen Ufern gibt es immer etwas Interessantes, Ratten, Otter... Weiß ich aus eigener leidvoller Erfahrung. |
Zum Abschluss der Bilderreihe, je ein Portrait meiner Terrier. Mit etwas Glück finden sich auch heute gute Tiermaler.
Sonja Herrmann hat Jack genial wiedergegeben. Der irre Blick ist unverkennbar. |
Bettina Balczulat hat meine verrückte Kleine perfekt eingefangen. Sie kennt nur zwei Gesichtsausdrücke: jachtig irre und lieb. Sie ist eben anders als andere Hunde. |
Hier verlassen wir das Reich der Kunst und begeben uns in das des Kunsthandwerks. Ob und wo hier die Grenze zum Kitsch überschritten wird, mag ich nicht zu entscheiden. Es haben eh nur geschmacksunsichere Leute ein Problem damit. Mir gefallen sie.
Dieser Silberschmied hat den irren Blick perfekt hinbekommen! |
"Braver Hund"! Er möchte vermutlich eine Eiswaffel*. |
Border Fine Art: Zwei Russells beim Ausgraben des Fuchses. |
Border Fine Art: Er möchte eine Eiswaffel*. |
Border Fine Art: Sie haben etwas Spannendes entdeckt. |
Border Fine Art, "Marking His Territory", die Lieblings- und nie endende Tätigkeit meines Jacks. Er tut es ÜBERALL und in einem Zeitabstand von gefühlten 10 Sekunden. Wo er ist, ist sein Territorium. |
*Die "Eiswaffel" ist eine Anspielung auf eben diesen Jack. Dafür macht sich der größte Held und Macho aller Zeiten gerne schon 'mal zum Affen.
**Auf den verwirrenden Unterschied zwischen Parson-, Parson Jack- und Jack Russell Terrier gehe ich hier nicht ein. Bei uns ist der Parson die vom JGHV (der jagdkynologischen Dachorganisation) anerkannte Rasse, in England und Amerika ist er der "Schauhund" und der Jack der urtümliche Jagdbegleiter.
Wir haben in unserem anderen Blog schon einmal Terrier in der Kunst thematisiert.