Es war vor etlichen Jahren am Heidesee bei Dinslaken, ein beliebtes (und sehr schönes) Naherholungsgebiet für das nordwestliche Ruhrgebiet.
Mein alter Langhaar Weimaraner und der damals noch ganz junge Terrier hingen gemeinsam an einem großen Ast, den sie, unaufgefordert, anlanden wollten ("Stöckchenwerfen" gab es aus guten Gründen nicht), Wettkampfstimmung lag in der Luft.
Eine Familie auf Fahrrädern kam vorbei. Das etwa 8- bis 10jährige Schraz kreischte: "Papa, ist das nicht verboten?" Papas Antwort konnte ich nicht hören. Dann fuhren sie weiter um den See herum und ich verlor sie aus den Augen. Aber die ganze Zeit konnte ich ein schrilles und Xmal wiederholtes "Das ist verBOTEN" hören. Auf einmal herrschte Stille und ich vermeinte ein lautes "Platsch" zu hören (aber vielleicht habe ich mir das nur eingebildet, rein wunschdenkenmäßig), dann ein entsetzliches Geplärr.
Das fand ich, ich gesteh es mit etwas (aber auch nur etwas) schlechtem Gewissen, klasse. WIE gemütsarm muss ein Kind sein, das bei einem solchen Anblick keine Freude empfindet, sondern zuerst daran denkt, dass das "verboten" sein könnte?
Nicht, dass ich Kinder nicht mag - in kleinen Dosen oder besser (ich bin ja kein Kannibale): in geringen Dosierungen.
Ein weiteres Beispiel kontemporärer Kindererziehung konnte ich eben dort erleben. Wozu sind Naherholungsgebiete schließlich da.
Es war in spätsommerlicher Abenddämmerung, zu einer Zeit, in der Kinder ins Bett gehören. Eine Horde wildgewordener, oder, um gerecht zu sein (man kann davon ausgehen, dass sie nicht selbst auf die Idee zu diesem Ausflug zu der heimischen Flora und Fauna gekommen waren und dass sie sich auch ruhig verhalten hätten, wäre das von ihnen verlangt worden) heftig animierter Kleinkinder zog unter Gekreische und Trillergepfeife durch den Wald, ermutigt von den erwachsenen Begleitpersonen. Es war ganz klar keine private Veranstaltung, sondern eine Schulklasse oder ein Kindergarten.
Bis heute weiß ich nicht, welchen erzieherischen Sinn das gehabt haben mag und denke manchmal noch darüber nach. Vielleicht wollte man den lieben Kleinen so die Schönheit, Ruhe und Majestät des abendlichen Waldes und die entspannte Lebensweise seiner scheuem Bewohner vor Augen führen. Es geht doch nichts über progressive Pädagogik!
Und - wetten wir? - all' diese Flachpfeifen, ob Pädagogen, Hundehalter, Jogger, Biker, Spaziergänger, wasauchimmer, die ihren Müll im Wald hinterlassen, das Wild verstören, bei Waldbrandgefahr grillen oder ihren Fifi lustig jagen lassen, werden behaupten, dass sie "Natur-" und "Tierfreunde" seien.